Die Küstenstraße Fv17 verläuft zwischen Steinkjer und Bodø direkt an der norwegischen Atlantikküste. Zahlreiche Tunnel und sechs Fähren werden benötigt, um die 650 km zu überwinden. Der Polarkreis wird dabei auf der Fähre Kilboghamn-Jektvik überquert.
Nach der Überfahrt von den Lofoten nach Bodø fahren wir direkt nach Saltstraumen. Es gießt wie aus Kübeln. Da die Küstenstraße ein weiterer Höhepunkt unserer Fahrt ist, beschließen wir in Saltstraumen so lange zu warten bis die Sonne scheint. Doch mit der Sonne will es nicht klappen und so schauen wir uns die Gezeitenströmung im Regen an.
Der Saltstraumen ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Durch einen 2,5 Kilometer langen und etwa 150 Meter breiten Sund strömen im Wechsel der Gezeiten fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser zwischen dem Saltfjord am Meer und dem Skjerstadfjord im Inland hin und her. Die Strömung tritt alle 6 Stunden auf, die Stärke des Stroms ist dabei sehr unterschiedlich, je nach Vollmond und Neumond, Ebbe und Flut, Länge von Tag und Nacht. Faszinierend fließen die Wassermassen in eine Richtung und nach 6 Stunden in die andere. Sie wirbeln sich im Wasser zu großen Strudeln auf. Uns wurde ein Besuch unbedingt empfohlen. Voll überzeugt war ich von den gesehenen Bildern nicht, aber als ich davor stand hat mich die Kraft des Wassers in den Bann gezogen. Auch die Umgebung ist sehr reizvoll. Kaum auszumalen, wie schön es hier bei Sonne ist. Wir verbrachten mehr als eineinhalb Stunden dort und waren bei den kühlen Temperaturen und Nieselregen völlig durchgefroren. Noch interessanter ist den Gezeitenstrom bei Ebbe und bei Flut zu vergleichen. Während bei Flut die Wassermassen in den Fjord sanft einfließen, entstehen die starken Strudel wenn das Wasser zurück in das Meer gezogen wird.
Der kommende Tag beginnt mit der Fahrt über die Insel Sandhornoya. Diesen Tipp hatten wir einem Reiseführer entnommen. Es war schön, muss nicht unbedingt weiter empfohlen werden. Die interessantere Strecke folgt auf den nächsten 100 Kilometern bis zum Gletscher Svartisen. Imposant wechseln sich türkisfarbene Fjorde, Strände und hohe Berge ab.
Nach der Fahrt durch den 7,6 km langen Tunnel halten wir am Rastplatz Holandsfjord. Hinter dem spektakulären Fjord fällt der Blick auf den Svartisen Gletscher. Wunderschönes Wetter lässt die ganze Schönheit der um uns liegenden Natur wirken. Wir beschließen auf dem Rastplatz die Nacht zu verbringen und treffen nette Wohnmobilisten aus Deutschland.
Der nächste Morgen beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Wir haben uns viel zu erzählen, wunderbar wieder nette Menschen kennenzulernen. Für uns startet danach die Wanderung zur Gletscherzunge.
Der Svartisen ist mit 370 km² der zweitgrößte Gletscher Norwegens und liegt knapp oberhalb des Polarkreises im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark. Am niedrigstgelegen Gletscher auf dem europäischen Festland wollen wir die Gletscherzunge Engenbreen besuchen. Sie ist Teil des Svartisen. Unmittelbar an der Küstenstraße auf dem Holandsfjord steigen wir in das kleine Boot, welches uns zum Gletscher übersetzt. Auf der Gletscherseite angekommen führt ein 3 km langer Kiesweg hinauf zu unserem Ziel. Um ganz auf den Gletscher zu gelangen, geht man das letzte Stück auf kahlen oft steilen Felsplatten entlang. Der Weg ist gut markiert. Ganz bis zum Eis gelangen wir nicht. Der Ausblick auf die umliegenden Berge und den See ist bei diesem Kaiserwetter fantastisch. Die kleine Bootstour und anschließende Wanderung können wir empfehlen. Wer nicht weit laufen möchte, verweilt nach einem Kilometer Spaziergang von der Anlegestelle des Bootes am Cafe und genießt den freien Blick auf die Gletscherzunge. Für die Wanderung sind ca. 4 Stunden einzuplanen, um in ausreichender Zeit die Natur zu entdecken.
Holandsfjord rasteplass
Kostenlos
Toilette mit warmem Wasser, viele Picknickbänke, wunderbarer Platz für eine Zwischenübernachtung
Unweit vom Rastplatz befindet sich die Bootsabfahrt zum Svartisen
Wir verlassen den traumhaften Holandsfjord und sind froh uns hier viel Zeit genommen zu haben. Heute geht es weiter entlang der Atlantikstraße. Die Strecke hinter dem Svartisen führt uns durch einen wunderschönen bergigen Teil der Küstenstraße. Sie wird von zwei Fährpassagen unterbrochen. Die erste dauert nur 10 Minuten die zweite eine Stunde. Hier überqueren wir wieder den Polarkreis.
Fähre Foroy - Ägskarde
10Minuten
Fähre Jektvik - Kilboghamn
1 Stunde Überfahrt, Überquerung des Polarkreises
Direkt an einem Fjord entdecken wir den Hellåga rasteplass und finden wieder einen schönen Übernachtungsplatz. Es ist erst 14.00 Uhr. Für den Rest des Tages ist Seele baumeln angesagt. Nach langer Zeit gucken wir Fernsehen und stellen fest, dass hier wieder alle deutschen Fernsehprogramme empfangen werden können. Das war im hohen Norden anders, da ging gar nichts.
Übernachtung
Hellaga rasteplass
Schöner Rastplatz direkt am Fjord
Toilette Mai bis Oktober geöffnet
66°18'50"N 13°17'00"E
Die Fahrt am nächsten Tag ist nur kurz und führt über eine schöne Gebirgskette. Ab und zu finden wir eine Möglichkeit zum Halten. Das ist in Norwegen immer ein kleines Problem. Ständig siehst du fantastische Landschaften, doch mit dem Auto einfach einen Fotostopp einzulegen ist unmöglich. Wenn wir halten, dann nur an sicheren Buchten. Aussichtspunkte sind äußerst selten.
Unsere gute Tat des Tages, wir retten ein Lämmchen.
Fähre Nesna - Levang
25 Minuten
Die Helgelandbrücke zählt zu den größten Schrägseilbrücke. Der Bau begann 1989 und wurde 1991 beendet. Im Jahr 2010 wurde sie zur schönsten Brücke Norwegens gewählt.
Zeitig geht es auf den von unseren vorausfahrenden netten Bekannten empfohlenen Campingplatz Sandnessjøen Camping. Wir stehen direkt am Wasser und schon nach einer halben Stunde hören wir es neben uns schnaufen. Und da sind sie, eine Gruppe von Schweinswalen gleitet ganz langsam und sanft durch das Wasser. Sie schwimmen vor unseren Augen ständig hin und her. Mehr als ihr Schwert sehen wir leider nicht. Wunderschön die Tiere in freier Natur zu erleben. Hinter dem Campingplatz liegen die Sieben Schwestern vom Alstagebirge. Viele kleine vorgelagerte Inseln komplettieren das Landschaftsbild. Die Küstenstraße Fv 17 bietet unzählige Möglichkeiten einen Urlaub zu verbringen. Wandertechnisch müssen wir an diesem Ort leider passen. Burckhard quält sich mit Schmerzen am Fuß herum. Ich bin über die Pause für meine körperliche Befindlichkeit nicht traurig. Vor uns liegt noch die Hälfte der Küstenstraße, irgendwann schnüren wir die Senkel wieder fester.
Spektakulär wird es dann noch einmal in der Nacht. Die Sonne findet ein kleines Wolkenloch und das Schauspiel kann beginnen. Gebannt stehen wir am Ufer und verfolgen den Sonnenuntergang. Anders als hinter dem Polarkreis geht hier die Sonne wieder für Minuten unter, um schnell wieder aufzusteigen. Richtig dunkel wird es dabei nicht. Die tiefste Nacht ist hier zu dieser Zeit dunkler als im hohen Norden des Landes.
Übernachtung: Sandnessjøen Camping
300 NOK inkl Strom und Dusche
Uriger Campingplatz am Meer, für spektakuläre Sonnenuntergänge zu empfehlen
N 65°57'09", E 12°27'43"
Von den Sieben Schwestern, die gegenüber dem Campingplatz liegen, verabschieden wir uns. Gegen 9.30 Uhr starten wir am nächsten Tag zum berühmtesten Berg an der Küstenstraße. Wieder hüpfen wir mit Hilfe zweier Fähren von einer Insel auf die nächste. Die Verbindungen unter den Fährzeiten sind sehr gut getaktet.
Fähre von Tjøtta - Forvik
Überfahrt eine Stunde
Anddanlsvag - Horn
Überfahrt 25 Minuten
Gegen 14.00Uhr kommen wir am Torghatten an. Ich packe meinen Fotorucksack und mache mich an den Aufstieg. Burckhard bleibt im Auto zurück, denn sein Fuß ist noch nicht belastbar. Nach über 200 m Aufstieg über den gut präparierten Weg komme ich nach ca. 25 Minuten an der herrlichen Aussicht an. Die Besonderheit des Berges ist ein riesengroßes Loch durch das ich bis an die andere Seite des Berges durchwandere. Dort erwartet mich eine schöne Aussicht auf Schäreninseln. Zurück geht es wieder durch den Tunnel zum Parkplatz. Insgesamt bin ich eineinhalb Stunden unterwegs. Für den Abstieg benötige ich mehr Zeit als für den Aufstieg. Festes Schuhwerk ist für diese Wanderung unbedingt zu empfehlen. Detaillierte Fakten ergänze ich für diese Wanderung zu Hause.
Gestern Abend haben wir auf einem Campingplatz für Angler - Camping Bjornviks übernachtet. Nette Angler schenkten uns frisch gefangenen Dorsch, dazu noch sauber filetiert. Wir mussten ihn nur noch in der Pfanne bruzeln und hatten ein wunderbares Abendmahl. Der Fisch schwamm in Butter, einfach lecker. Wahrscheinlich war das Geschenk die Antwort auf unsere gute Tat am gestrigen Vormittag. Auf der ersten Fähre haben wir eine silberne Metallschachtel mit mehreren Kreditkarten gefunden. Dieses Fundstück gaben wir beim Service in der Fähre ab. Ich kann mir die Freude des Besitzers nach dem Verlust und dem Moment wo er sie wieder in den Händen halten konnte, gut vorstellen.
Heute entfernen wir uns einige Kilometer von der Küste. Die Fahrt führt uns durch die Region Bindal und zählt zum Höhepunkt des Tages. Das Wetter ist ungewöhnlich warm. Am Thermometer klettert die Säule auf 31 Grad. Entsprechend erwärmt sich das Auto innen auf 28 Grad. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen am See und beenden die Fahrt. Burckhard kühlt seinen Fuß und ich döse eine Runde. Später entdecken wir eine Waschmaschine im Sanitärbereich und starten einen Waschgang. Frisch gereinigt geht es so in den neuen Tag.
Übernachtung Rydningsodden Camping
Vennesund nach Holm
25 Minuten
In der Nacht fängt es an zu regnen und die Temperatur fällt auf 12 Grad. Wir schließen heute die Fahrt auf dieser schönen Landschaftsroute ab und wollen das Ende der berühmten Küstenstraße Fv 17 erreichen. Auf der Fahrt nach Steinkjer begleiten uns tiefliegende Wolken, was der schönen Landschaft sehr gut steht.
In Steinkjer schließen wir unseren Besuch der Küstenstraße Fv 17 ab. Über eine Woche sind wir von Ort zu Ort gefahren, haben einige Dinge ausgelassen und sind dort geblieben wo wir uns wohl gefühlt haben. Beeindruckt waren wir vom Holandsfjord und dem Gletscher Svartisen.
Eigentlich wollten wir in Steinkjer übernachten, können uns aber mit der Stadt nicht anfreunden und beschließen nach Trondhein zu fahren.
Trondheims Altstadt ist für uns bis jetzt die sehenswerteste Stadt auf unserer Reise. Stadtbesuche mit dem Wohnmobil sind nicht unser Ding. Hier aber empfängt uns ein guter Stellplatz von dem wir bequem in die Innenstadt laufen können. Wir nehmen es heute einfach so wie es kommt, gönnen uns die Zeit und ein super leckeres Lakritzeis.
Der Nidarosdom ist das wichtigste gotische Baudenkmal in Norwegen. Der Dom steht mitten in Trondheim und ist von fast überall in der Stadt zu sehen. Es ist die nördlichste mittelalterliche Kathedrale der Welt.
Übernachtung Trondheim
Adresse: Maskinistgata 2, 7042 Trondheim.
N 63°26'19", E 10°25'13"
Norwegen ist ein unglaublich schönes Land. Unsere Strecke führt uns hunderte Kilometer an Fjorden, Felsen und begrünten Bergen vorbei. Umrahmt wird diese Idylle von bunten Fischerhäusern und kleinen davor liegenden Booten. Oft überqueren wir dabei elegant geformten Brücken. Eine der schönsten Brückenstraßen, die Atlanterhavsvegen, der Welt ist unser nächstes Ziel.